29._schule [Einschulungsfeier 1951 - 2011]

29.Schule Gundelfinger Str.

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Nach Kriegsende stieg mit der schrittweisen Aufhebung des sowjetischen Sperrgebietes und dem damit einhergehendem Zuzug von Menschen der Bedarf
an Schulen wieder an. Das Schulgebäude in der Gundelfinger Str. 10-11 stand jedoch nicht mehr zur deutschen Verfügung. Bis 1952 wurde es von
sowjetischen Offizieren genutzt. Für kurze Zeit – ganze zwei Jahre – erlebte es bis heute zum letzten Mal wieder einen deutschen Schulbetrieb.
Seit dem 1.9.1954 wurde das Haus zur sowjetischen Mittelschule für die Kinder der hier stationierten Offiziere, Berufssoldaten und Zivilangestellten der GSSD
(„Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“). Die bis dahin in der Gundelfinger Straße unterrichteten deutschen Klassen wurden in zwei Holzbaracken
auf dem Gelände der Schule in der Ehrlichstraße (ehem. Auguste-Viktoria-Straße) verlegt. Seit dem Abzug der GUS-Truppen 1994 steht das Schulgebäude leer und
verlangt mehr und mehr nach einer gründlicher Sanierung.

aus Geschichte von Karlshorst/ Schule Teil 2
… wobei den Historikern gesagt sei, dass 'Mittelschule' = 'srednaja Schkola' im sowjetisch/russischen die Oberschule, das Gymnasium war. Uli

—Kleine Korrektur: Das Schulgebäude stand sehr lange Zeit leer,ist aber inzwischen renoviert worden und dient heute als Wohnhaus für große Familien. Kürzlich
war sogar der rbb dort und hat in einer Aktion “96 Stunden” das Außengelände (bis zur Treskowallee) zu einem Spielplatz für die vielen im Haus lebenden Kinder
ausgebaut. Ob auch Kinder aus der Umgebung, die selbst nicht in dem Gebäude wohnen, den Platz nutzen können, ist mir nicht bekannt - es wäre sicher wünschenswert!
Zu den Kontakten zwischen beiden Schulen während unserer Schulzeit: Ich erinnere mich an ein “Freundschaftstreffen” mit sowjetischen Schülern in unserer Schule.
Die Schüler wurden (sicher mit den berühmten Bussen - grün, wir sagten “aus einem Stück gefeilt” ) herangekarrt. Alles wirkte auf mich reichlich gezwungen, zumal
wir uns ja kaum verständigen konnten. Allerdings ist mir die Bemerkung eines russischen Mädchens noch in erschreckender Erinnerung:
“Was sollen wir denn hier - ihr hasst uns doch…” Da muß doch wohl auf beiden Seiten in der Erziehung einiges schiefgelaufen sein… Monika 27.07.2011


In der Schule wurden sowjetische Kinder und Jugendliche bis zur Hochschulreife geführt. Weil das die einzige derartige Schule war, kamen die Schüler auch
von weiter her und wurden morgens und abends mit Bussen befördert. Die meisten kamen aber aus dem Karlshorster Wohngebiet. Ich erinnere mich noch der kleinen
Mädchen in ihrer braunen Schulkleidung, adrett mit weißer Schürze, die morgens in kleinen Gruppen Richtung Treskowallee marschierten. Auffällig waren die Zöpfe
in Affenschaukeln mit gigantischen Propellern. Man sah förmlich die Mühe, die sich die Mamas gemacht hatten. Die Jungs hatten sicher auch so was uniformes an
da weiss ich nur von ihren Frisuren zu berichten: Stoppelkurz bis Glatze geschoren, nur vorn blieb so ein neckisches Dreieck. Die größeren Kinderr hatten wohl keine
Schuluniform. Die Kinder sahen zwar durchaus nett aus, kamen uns aber damals in ihrem Aufzug wie aus der Zeit gefallen vor.


Was mich schon damals verwunderte, war, dass es keinerlei Kontakte zwischen deutschen und russischen Schulen gab.
Es wäre doch möglich gewesen, einen Schüleraustausch durchzuführen, um die Schüler in der jeweils anderen Sprache
besser auszubilden. Unserem grottenschlechten (Frl. Bley hin oder her) Russischunterricht hätte das nur gutgetan
und die Russen wären mit brauchbaren Deutschkenntnissen nach Hause gefahren. Ich glaube mich zu erinnern, dass
Gabriele Waldeyer tatsächlich eine gewisse Zeit dort Unterricht hatte, aber das war eine exotische Ausnahme,
wenn es denn zutrifft.
Auch dies Abgrenzung war doch ein Beispiel für die Verlogenheit der frommen Sprüche von Brudervolk und
Internationalismus, wenn nicht mal in einem kleinen Berliner Vorort die Kinder miteinander zu tun bekommen sollten.


Christine, 27.05. Gabriele Waldeyer hat die Russenschule nie besucht, aber die drei Töchter der Familie Noffke
waren abwechselnd in der deutschen und russischen Schule, damit sie beide Sprachen beherrschen. Der Vater,
Dr. Noffke, war Deutscher und die Mutter Russin, sie sprach fast kein deutsch. Irene war so alt wie wir,
Elsa ein Jahr jünger und Inge ist 1953 geboren. Gaby Waldeyer gehörte mit zum Freundeskreis der Noffketöchter,
denn sie war bei den Geburtstagsfeiern von Irene mit dabei. Später war Gaby sehr eng mit der Sabine Schulz,
heute Bergmann Pohl, befreundet.

Gudrun 28.07.2011:
ich konnte mich gar nicht erinnern, dass Noffke's noch eine dritte Tochter hatten, aber alles muss man sich nicht merken.
Ich habe auch oft in dem Haus Heiligenberger Str. /Ecke Traberweg mit Irene gespielt; Elsa saß dann immer am Flügel und verzauberte
in meinen Augen das Haus in eine Konzerthaus! Die Mutter ließ uns andere trotzdem gern spielen, im Haus und im herrlichen Garten.
Ich erinnere mich, dass Frau Noffke sich sehr gut in unserer Sprache mit uns unterhielt. In meinen Augen war sie eine ganz warme und
herzliche Frau und Mutter. Später traf ich Frau Noffke desöfteren in der Wuhlheide, wenn sie vom Besuch des Grabes ihres Mannes kam.
Die Begegnungen mit ihr waren immer sehr herzlich.

Übrigens wohnte Sabine Schulz in der heutigen “Villa Rose”, Ehrlichstr. Ecke Wildensteiner Str., auf der Seite der Apotheke.
“Villa Rose” - im Karlshorster Gedächtnis ist allerdings, dass das die “Klante”-Villa ist: wir lassen uns doch unsere berühmten Verbrecher nicht nehmen!
Auch der Wettkönig und Betrüger Max Klante und der S-Bahnmörder Paul Ogorzow waren Karlshorster.