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Volker Möbius
Hallo Isolde,
schön, daß man sich wenigstens auf diesem Wege wieder treffen kann.
Daß Du extra zu dem Treffen die lange Reise antreten wirst, hatte ich nicht vermutet. Es hätte aber sein können, daß Du zufällig (wie z.B. jetzt zu Ostern) in Deutschland bist und ein paar Stunden abzweigen kannst.
Was uns bewegt, kann ich nur von mir sagen.
Nach der 8. Klasse hat sich unsere Klasse geteilt, eine Hälfte ging zum Abi, so wie Du, die andere Hälfte machte die 9. und 10. Klasse, so wie ich. Ein paar Leute gingen auch nach der 8. Klasse ab.
Diese 9. und 10. Klasse wurde aus der a- Klasse und der b-Klasse zusammen gelegt und es kamen Schüler aus der 29. Schule hinzu, so daß eine Klassenstärke von etwas über 20 Schülern erreicht wurde.
Kannst Du Dich erinnern, die 29. Schule war zeitweise bei uns auf dem Hof in Baracken untergebracht, ansonsten lag sie jenseits der S-Bahn über die Blockdamm-Brücke?
Der Klassenlehrer war Herr Bergner, der leider vor einigen Jahren verstorben ist.
Diese Truppe trifft sich seit Jahren einmal im Jahr. Es kommen noch etwa 15 Leute zusammen, darunter sogar 3 Lehrer: Frau Bergner (gab Chemie), Herr Noack (gab Physik), Herr Schwanitz (gab Sport).
In dieser Klasse hat bei den Schülern auch Gevatter Tod stark zugeschlagen. Bis auf einen Schüler der ehemaligen 29. Schule, der nach den Philipinen ausgewandert ist, kommen alle noch lebenden zusammen.
Aus unserer b-Klasse sind dies:
Monika Wenzlaff (Uelze)
Karin Bechtle (Krüger)
Manfred Waschto
Gerd Schulz
Gabriele Vogler (Bernhardt)
und ich.
Im vergangenen Jahr kam Monika Köhler (Söhner) auf mich zu und sprach von dem Treffen-Plan. Sie wußte nicht, daß sich die 9./10. Klasse bereits trifft.
Nun werden wir das Jubiläumstreffen “im großen Kreis” durchführen.
Es hat sich ein Planungstrupp gebildet, der nun versucht, die Ehemaligen wieder aufzutreiben und einzuladen.
Dies sind
Monika Köhler (Söhner), deren Internetanschluß noch gestört ist
Gudrun Wundschock (Potreck)
Uli Zagorni
Paul Scigalla
Horst Beil
Klaus Kurrasch
Monika Donke-Müller (Müller) a-Klasse
und ich.
Da Du Deine Antwort auch gleich an Gudrun und Uli als Cc geschickt hast, geht meine diese Antwort auch in Kopie an diese Mitglieder, damit der Kreis der Wissenden möglichst groß ist. Ich hoffe, das hat Dein Einverständnis.
Uli will zu dem Treffen etwas vorbereiten. Dazu benötigen wir ein halbwegs aktuelles Foto (z.B. Paßbild) von jedem. Kannst Du uns sowas von Dir auch zukommen lassen, auch wenn Du nicht kommst?
Vielleicht noch etwas zu meinem Werdegang:
1961, nach der 10. Klasse begann ich eine Lehre als Mechaniker. Dann 3 Jahre Direktstudium und danach als Projekt-Ingenieur bei RFT. Im Prinzip bin ich diesem Betrieb bist zur Rente treu geblieben. Allerdings wurde ich nach der Wende im Februar 1990 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt und machte dies bis zur Auflösung des Betriebes 1998.
Dann pflegte ich meinen blinden Vater bis zu seinem Tod 2001.
Mit 60 ging ich in Rente.
Ich war 10 Jahre verheiratet und habe 2 Kinder.
Mein Sohn wohnt seit dem Tod meiner Eltern in der Karlshorster Wohnung im Traberweg 8, meine Tochter heiratete nach Stuttgart und bescherte mir einen Enkel.
So, das wars zu mir.
Über das Klassentreffen werde ich bestimmt an Dich berichten, auch Fotos werden sicherlich geknipst, die Du dann bekommen wirst.
Gruß Volker
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Hallo in die Runde,
nachdem Uli schon so lieb über meine Eltern geschrieben hat, sind vielleicht auch einige Fakten über meinen Lebensweg interessant:
Nach der 10. Klasse der Karlshorster Schule habe ich eine Lehre zum Mechaniker absolviert. Dann ein Jahr praktisch gearbeitet und danach 3 Jahre Direktstudium an der Ing.-Schule in der Lichtenberger Marktstraße. Nach dem Ing.-Abschluß ging ich zu RFT (VEB Funk- und Fernmelde-Anlagenbau Berlin) in der Storkower Straße. Dort beschäftigte ich mich bis zur “Wende” als Projekt-Ing. für Übertragungstechnik. Im Februar 1990 haben wir dort den alten BGLer “abgelöst” und ich wurde quasi über Nacht auf diesen Stuhl gesetzt. Ich baute in diesem Betrieb den Betriebsrat auf, den ich bis 1998 als Vorsitzender führte. 1998 waren von den ehemals 1.500 Mitarbeitern nur noch weniger als 100 Leute übrig, die von dem Tempelhofer Zweigwerk “übernommen” wurden. Da es dort bereits einen Betriebsrat gab, schied ich aus. Danach habe ich mich um die Pflege meines Vaters gekümmert, so richtig mit Steuerkarte und so. Mit dem Tod meines Vaters 2001 war diese Anstellung beendet. Nach Arbeitslosigkeit und ABM ging ich mit 60 Jahren in Rente, habe dies nie bereut und seitdem keine Langeweile gehabt.
Ich habe zwei Kinder. Nach der Scheidung 1981 bin ich mit meinem damals 10jährigem Sohn alleinerziehend in die Marzahner Zweiraumwohnung gezogen, in der ich noch heute wohne. Mein Sohn Christian hat nach dem Tod meiner Mutter 2003 die Karlshorster Wohnung übernommen, so daß im Traberweg 8 immernoch “Möbius” am Klingelschild steht. Meine Tochter Christiane hat es ins Schwabenländle verschlagen. Sie heiratete einen Schwaben und wohnt seitdem zusammen mit meinem heute 7jährigen Enkel bei Stuttgart.
So, das erstmal in Kürze, wer mehr wissen möchte, am 1.9. ist bestimmt Zeit dafür.
Gruß Volker
Leider ist die Seite nicht mehr zu erweitern: Volker ist am 17. 10. 2013 verstorben.
Am 29. 11. 2013 waren zu seiner Trauerfeier von uns erschienen: Ulrich Zagorni, Monika Köhler, Manfred Waschto, Horst Beil, Gudrun Wundschock.
Nachdem ein paar Tage vergangen sind, versuche ich eine Schilderung der Trauerfeier für Volker. Vielleicht können diejenigen, die da waren, ein wenig erweitern oder korrigieren.
Die Feier wird mir als im besten Wortsinn merk- oder denk- würdig in Erinnerung bleiben.
Üblicherweise beginnen Trauerfeiern ja mit der Versammlung der Trauergesellschaft vor der Friedhofskapelle, wo dann alle ein wenig fremd in kleinen Grupppen warten.
Hier geschah schon die erste angenehme Überraschung, als Volkers Tochter Christiane von Grüppchen zu Grüppchen ging und jeden begrüßte. Uns als Unbekannte fragte sie auch
nach unserer Beziehung zu ihrem Vater: ehemalige Schulkameraden - nicht allzu üblich und von Christiane gern vermerkt. In ihrer Begleitung die Lebensgefährtin von Volker,
die jedem ein Teelicht aushändigte.
In der Feierhalle dann die Urne, ein großes aktuelles Bild von Volker, viele Blumen, ständig ergänzt von den Eintretenden, dazu viele Kerzen. Auffällig war ein sehr
großes Herz aus Rosen, welches offensichtlich von der Lebensgefährtin stammte. Jeder entzündete sein Lichtchen an einer der Kerzen und stellte es zu den anderen - auch
das eine schöne Geste.
Die Kinder von Volker eröffneten dann die Feier. Es würde kein Trauerredner sprechen, sondern den Anwesenden sollten die Gelegenheit zu einem eigenen Wort gegeben werden.
Dann sprachen Sohn Christian und Tochter Christiane, die Lebensgefährtin, der Schwiegersohn, darüber, was Volker für sie bedeutet hatte und wie sie sich an ihn erinnerten.
Das war anrührend und ich konnte mich bei dieser kleinen Runde besser an Volker erinnern, als bei einem professionellen Redner mit den üblichen vorgestanzten Textbausteinen.
Nun ist es naheliegend, dass die nahen Angehörigen in ihrer Trauer mit leiser, schmerzerstickter Stimme sprechen, dazu kommt die schlechte Akkustik der kleinen Halle … ich
habe eigentlich kaum verstanden, was konkret gesagt wurde. Aber das tat der Sache nicht wirklich Abbruch. Wir konnten miterleben, dass Volker von den Seinen sehr geliebt wurde
und dass er immer der Mittelpunkt der kleinen Familie war. Beide Kinder hatten trotz Trennung immer zu ihm gehalten.
Der Kreis derer, die sich äußerten, wurde schließlich ergänzt durch einen langjährigen Freund der Familie, der sich allerdings in Kenntnis des gewünschten Ablaufs vorbereiten
konnte und seinen vorformulierten Text verlas, dadurch gut hörbar und verständlich.
Den Abschluss bildete dann das bekannte Lied von Nana Mouskouri “Aber die Liebe bleibt”.
Die Grabstelle, in der Volker bei seinen Eltern gebettet wurde, liegt auf der linken Seite vom Hauptweg, etwa auf halber Strecke zwischen Eingang und Feierhalle.
Uli, 6.12.2013
Mich hat die Trauerfeier ebenso beeindruckt - sie war ein sehr persönlicher, würdevoller Abschied von Volker.
Danke an Uli für die Nachbetrachtung.
Gudrun 07. 12. 2013