Wenn die Sonne das Innere der Schwimmhalle in fahles Licht taucht, wirkt das alte Bad fast würdevoll.
Staub von zwei Jahrzehnten hat sich auf dem Boden angesammelt, dunkel heben sich die rötlichen Klinkersteine
an der Wand von den gelben Fliesen ab. Der Fotograf Jörg Rüger hat das alte Hubertusbad in der gleichnamigen
Straße in Lichtenberg vor kurzem von innen fotografiert - und war begeistert vom Charme des 1928 eröffneten
Hauses. Doch Rüger war einer der letzten, der das Gebäude betreten durfte. “Wir können nicht mehr für die
Sicherheit garantieren und lassen niemanden hinein”, sagt Irina Dähne vom Liegenschaftsfonds. Seit mehr als
zehn Jahren schon sucht der landeseigene Fonds nach einem Käufer für das alte Bad. Bislang vergeblich. Das
Hubertusbad, das 1991 geschlossen wurde, verfällt seit nunmehr 20 Jahren.
Interessenten stellen Pläne vor
Nun ist allerdings wieder Bewegung in die Suche nach einem potenziellen Käufer gekommen. “Wir verhandeln zurzeit
mit zwei Interessenten”, sagt Irina Dähne. Beide werden in den kommenden Wochen ihre Vorstellungen über eine
künftige Nutzung des Bades präsentieren. Danach tagt der Steuerungsausschuss des Liegenschaftsfonds, dem in
diesem Fall außer Vertretern verschiedener Senatsverwaltungen auch der Bezirk Lichtenberg angehört.
Dort ist man froh über das neuerliche Interesse der Investoren. Mehrfach habe er in den vergangenen Jahren
Interessenten durch das große Bad geführt, sagt Baustadtrat Andreas Geisel (SPD): “Sie waren anfangs ganz
euphorisch, wurden dann aber immer stiller, als sie das Bad sahen.” Abgesehen vom Verfall seien auch die
Restriktionen groß, die mit einer neuen Nutzung einher gehen: Das Haus steht unter Denkmalschutz, es gibt
keine öffentlichen Parkplätze, der Bau eines unterirdischen Parkhauses ist wegen der Nähe zum Sana-Klinikum
nicht möglich. Dafür ist der Sanierungsbedarf immens: Laut Geisel liegt er bei “mindestens” 20 Millionen Euro.
Dass sich nun doch wieder Investoren für das Bad interessieren, liegt aber nicht am Bad, sondern an der Umgebung:
Das Areal nördlich der Frankfurter Allee, in dem sich auch das Hubertusbad befindet, wurde im Frühjahr 2011 vom
Senat zum Sanierungsgebiet erklärt. “Daraus ergeben sich auch veränderte Abschreibungsmöglichkeiten für Investoren”,
sagt Geisel. Ihm sei sehr an einer Nutzung des alten Bades gelegen, sagt der Stadtrat, man werde auch bei
Verhandlungen entgegenkommend sein, “aber wir wollen keinen vollständigen Verzicht auf den Denkmalschutz
und auch keine ausschließlich private Nutzung des Bades”.
Anwohner engagieren sich
Auf eine Sanierung und damit die Wiederbelebung des alten Bades hofft auch die Anwohner-Initiative
“Licht an im Hubertusbad”, die sich seit mehreren Wochen für das Bad stark macht. Mehr als 1400 Unterschriften
hat die Initiative um die Lichtenberger SPD-Abgeordnete Birgit Monteiro bereits gesammelt, sie sollen dem
Bezirksparlament auf der Sitzung Ende August übergeben werden. “Ich bin in den vergangenen Monaten immer
wieder auf das Bad angesprochen worden”, sagt Monteiro. Allerdings hätten viele Anwohner die Hoffnung aufgegeben,
dass das Bad eines Tages wieder öffnet, sagt sie. Sie wünsche sich deshalb vom Bezirk ein klares politisches
Bekenntnis zum Bad. Die Initiative plant nun öffentlichkeitswirksame Aktionen, zum Beispiel ein öffentliches
Baden in der Hubertusstraße vor dem Bad; am berlinweiten Tag des offenen Denkmals am 11. September soll es
zudem stündlich Führungen durchs Haus geben.
Irina Dähne schließt jedoch aus, dass das Bad als Bad weiter genutzt werden kann. “Selbst bei besser erhaltenen
Bädern ist es uns nicht gelungen, einen privaten Investor für ein Bad zu gewinnen.” Und wenn es verkauft werde,
dann sicher nicht für mehr als einen symbolischen Euro.
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