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Wikipedia: Rohrlake
Wikipedia: Hoher Wallgraben
Bei der Bildbschreibung ist dem Autor ein bißchen die Phantasie durchgegangen. Rauschende Bäche gab und gibt es hier nicht.
Im südlichen Teil von Karlshorst fließt der wassereiche Bach Rohrlake … heißt es in der Bildunterschrift. Schon mal gesehen?
Ich denke, kaum jemand von uns hat auch nur das Wort Rohrlake jemals gehört. Und dieser Gespensterbach hat also den See im Seepark gebildet.
Der Blick auf alte Karten zeigt ein anderes Bild. Der See ist in den 1890er Jahren angelegt worden, als schöne Anlage für den neuen Ort,
was man auch an dem neckischen Inselchen erkennen kann.
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Für den, der Schwierigkeit hat, sich zurecht zu finden: |
Auguste-Victoria Str. - Ehrlichstr. | |
Prinz Adalbert Str. - Liepnitzstr. | |
Prinz Friedrich Wilhelm Str. - Traberweg | |
Prinz Oskar Str. - Müritzstr. | |
Prinz August Str. - Stechlinstr. | |
Prinz Eitel Friedrich Str. - Üderseestr. | |
Prinz Heinrich Str. - Wandlitzstr. | |
Kaiser Wilhelm Str. - Lehndorffstr. | |
Alles die Familie unseres letzten deutschen Kaisers, | |
was hätte wohl Sarazin zu solch auffälligem Familienwachstum gesagt | |
(Na gut, Heinrich war der Onkel der Prinzen) | |
Es fehlen ein Sohn (Joachim Franz Humbert) | |
und die Tochter Victoria Luise, | |
die wohl zu spät für die Benennungen geboren wurden? | |
Und merkwürdig: man wirbt mit dem “Prinzenviertel” | |
(Prinz Kaiser Wilhelm?), also eigentlich den Hohenzollern | |
und nicht mit unseren schönen Brandenburger Seen | |
als Bezeichnung des Viertels | |
soviel am Rande zu Demokraten und Kaisertreuen |
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Ausschnitt eines Messtischblattes von 1869 mit unserer Gegend. Zur Orientierung: das Eichgestell |
und die Niederschlesich-Märkische Eisenbahn sind immer noch dort. |
Der Weg über die Moorlake ist dort, wo heute die Treskowallee verläuft. |
Die Stallwiese hieß ursprünglich Stellwiese, wie man sieht |
Das Gebiet der jetzigen Rennbahn, die Stallwiese und der Seepark waren ein zusammenhängendes Feuchtgebietgebiet, wie alles hier ursprünglich gebildet in der Eiszeit
Eigentlich ein verlandeter Fluss. Hier in und um Berlin gibt es viele solcher Laken oder Lanken.
Die Liepnitzstr. war also zwischen nördlichem und südlichen Parkweg ein Damm durch dieses “Karlshorster Luch”, von dem es rechts und links runterging.
Auch die Treskowallee führt im entsprechenden Abschnitt durch dieses Feuchtgebiet, was den Straßen- und Tiefbauern bis in jüngste Zeit Kummer bereitet hat.
Den Russen ist damals dort immer die Mauer umgekippt, weil die Fundamente einfach absackten. Die Laubenpieper von der Anlage “Stallwiese von 1916”.
können auch ein Lied von den Karlshorster Wassern singen: wenn das Wasserwerk Wuhlheide weniger pumpt, steht in ihren Gärten das Wasser und wächst das Schilf.
Das ist aber Grundwasser,
Die “Rohrlake” heißt dann nach Unterqueren der Treskowallee “Hoher Wallgraben”, und das hat man wenigstens schon mal gehört, wenn auch nur als Name.
Die Überquerung der Rohrlake im Zuge der späteren Treskowallee hieß “Der hohe Wall”, daher der Name des Baches ab dem Wall.
Vielleicht war das ein Graben, den man angelegt hat, um das Gebiet der heutigen Rennbahn zu entwässern, aber in einem alten Bachbett.
Jedenfalls verlief er durch das Gelände des Wäldchens hinter den Gärten der Sadowastr. und des Hegemeisterweges.
Ich kann mich aus der Kindheit noch an Reste des Grabens erinnern, er war natürlich völlig trocken, so ca. 2m breit.
Als Sensation fanden wir damals die verrosteten Reste eines LMG.
Von diesem Bächlein aus gab es einen Abzweig, der den neuangelegten See mit Wasser versorgte.
Der Hohe-Wall-Graben querte die Liepnitzstr. an der Einmündung des Hegemeisterwegs. Wenn man genau hinsah, konnte man rechts
und links Kalksteinmauern sehen, das war tatsächlich eine Brücke. Die eine Mauer ist entfernt worden,
auf dem Bild sind noch Reste der rechten zu sehen.
Hunderte Male ist man vorbeigegangen, ohne was zu beachten; aber wie man so sagt, man sieht nur, was man weiß!
Wahrscheinlich ist dieser Übergang über den Graben mit dem auf der Karte von 1869 identisch - dann hieß er Blockdamm.
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Reste der Brücke über den Hohen Wallgraben in der Liepnitzstr. |
Was hat es nun mit diesem Bild von fast südländischem Flair für eine Bewandnis?
Früher wohnte auf dem Grundstück Sadowastr. 6 unser Schulfreund Manfred Waschto. Dort stand mal vorn ein
großes Wohnhaus, welches im Krieg zerbombt wurde, wie viele im Dreh Günterstr. Sadowastr. Liepnitzstr. Hinten auf
dem Grundstück war das Gartenhaus übriggeblieben, wo die Familie wohnte.
Manfred verkaufte sein Grundstück Anfang der 70er Jahren an Manfred Persch, das jetzige Ein-Mann-Bauunternehmen.
Als dessen Ehe vor einigen Jahren in die Brüche ging, wurde das große Grundstück geteilt,
auf dem vorderen Teil wurden zwei Häuser gebaut, Manne Persch behielt das hintere. Pech war bloß, dass er von nun an
keinen Zugang mehr zu seinem Wohngrundstück hatte, raus und rein konnte er durch den Zaun des Nachbarn,
aber Kohlen oder ein Klavier hätte er sich mit dem Hubschrauber anliefern lassen müssen.
Und da kommt ein letztes Mal der Hohe Wallgraben ins Spiel: Manne konnte als letztes unverkauftes Gelände das Bachbett
samt Brückenrest kaufen, dort einen Weg anlegen und kann nun wieder aufrechten Hauptes auf sein Grundstück wandeln
und hat wieder einen Klingelknopp und einen Briefkasten - ist ja für ein Unternehmen durchaus förderlich.